Dorfkirche im Sommer von Detlev von Liliencron – Dieses Gedicht ist unser Sommerritual.

Dorfkirche im Sommer
von Detlev von Liliencron

Schläfrig singt der Küster vor,
Schläfrig singt auch die Gemeinde.
Auf der Kanzel der Pastor
Betet still für seine Feinde.
Dann die Predigt, wunderbar,
Eine Predigt ohnegleichen
Die Baronin weint sogar
Im Gestühl dem wappenreichen.
Amen, Segen, Türen weit,
Orgelton und letzter Psalter.
Durch die Sommerherrlichkeit
Schwirren Schwalben, flattern Falter.

Liebe Gemeinde!
Dieses Gedicht ist unser Sommerritual.
Rituale schaffen Geborgenheit. Sie brauchen wir in der sich immer
schneller drehenden Welt.
Das Gedicht hält fast die Zeit an. Alles geschieht wie in Zeitlupe. Es
holt uns in eine wohlige sommerliche Trägheit hinein. Oft sind wir viel
zu schnell; immer schon beim Nächsten, Übernächsten und kommen
gar nicht recht da an, wo wir gerade sind äußerlich und mit unserer
Seele. Dabei leben wir nur wirklich, in dem Augenblick, der gerade
geschieht.
Während der Sommerwochen möchte ich mich immer wieder einmal
auf eine Wiese legen und in den Himmel zu den Wolken schauen. Ich
möchte so in die Langsamkeit und in den Moment hineinfinden.
Die Wiese kann der Rasen neben unseren beiden Kirchen sein, oder
eine Alm im Allgäu, oder …
Ich möchte den Duft des Grases riechen und das Summen von
Insekten hören, bis mich eine Ameise zwickt. So möchte ich mich
beschenken lassen durch einen „Sommer der Gnade“ wie es im Choral
„Geh aus mein Herz und suche Freud“ heißt. Mit geschärften Sinnen
möge ich dann eintauchen in die allmählich herbstlicheren Tage.
Eine schöne gesegnete Sommerzeit wünsche ich Ihnen.
Pastor Benedikt Kleinhempel

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