Toujours une petite geste

Weit, weit weg von hier, in der Bretagne, wo das Meer berauschend schön und urgewaltig die Luft zum Vibrieren bringt, so dass sie Tag und Nacht von ihm erzählt, da war es die Urgewalt einer kleinen Geste, von der ich hier erzählen möchte.

Bild von jcomp auf Freepik

Sie kam in Verkleidung eines älteren französischen Herrn, der aus dem Hintergrund des Bistros, in dem wir am Abend saßen, bedächtig und mit zu einer Schale gewölbten Händen in unser Blickfeld schritt, sich langsam zu einem Blumenkübel auf der Terrasse niederbeugte und sanft und vorsichtig etwas Kleines aus seinen großen Händen krabbeln ließ.
Was es war, was mich ihn ansprechen ließ, ich weiß es nicht genau:
vielleicht war es die allgegenwärtige Schönheit des Meeres, vielleicht war es die Zartheit seines Tuns, vielleicht die Schlichtheit seines Handelns… Radebrechend wechselten wir ein paar Worte über die Welt so wie sie uns angeht, dann schloss er mit den Worten: „toujours une petite geste“ und schien sich selbst dabei zuzunicken bevor er wieder an seinen Platz zurück zu seiner Enkeltochter ging. Immer eine kleine Geste ….. toujours une petite geste …
Ich habe dann noch oft auf dem Campingplatz neugierig nach ihm Ausschau gehalten. Die Fremde war mir nicht mehr fremd, sein Zuhause war auch mein Zuhause. Das hatte er mir in einer schlichten Winzigkeit von Geste zu verstehen gegeben.
Wenn die Herbststürme nun durch unser Land wehen und an Häusern und Höfen rütteln, dann möchte ich mich erinnern, dann möchte ich auf diese Kraft bauen.
Toujours une petite geste!
Silke Althoff

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